Was für ein Anfang: Drei, vier ruhige Sekunden schweben in den Raum. Und sofort werden sie zerbrochen von fiesen Drums, fetten Gitarren und einer Art Bastard aus Rap und Falsettgesang. "I want to declare a war", brüllt Kele Okereke. Man nimmt es ihm ab. "Intimacy", das dritte Album von Bloc Party, ist ein nervöser Brocken, der nicht nur, was den rein digitalen Vertrieb angeht, Erwartungshaltungen negiert. Wo der Opener gewissermaßen The Prodigy mit Sigur Ros kreuzt, vermeidet die Gruppe auch im weiteren Verlauf des Albums übertriebene Stringenz. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Natürlich, dieser Anfang, der sitzt. Und weil er ja der Anfang ist, wird er nicht wiederholt. Bloc Party singen sich durch zehn Songs, deren Klang oft das Debüt "Silent Alarm" (2004) zitiert, die aber wesentlich variantenreicher inszeniert werden. So entsteht eine Kühlheit, die auch außerhalb der Diskotheken funktionieren wird. Nachzuhören etwa in der bereits vor einigen Monaten ausgekoppelten Single "Mercury", wo der charismatische Gesang Okerekes auf einem störrischen Industrial-Skelett sitzt und mit sparsamsten Samples und Patterns aufgefüllt wird.
Traditionalistischer funktioniert das folgende "Halo", in dem die altbekannten Wave-Gitarren Impulsgeber sind. Gewöhnen sollte man sich daran nicht, denn schon im folgenden "Biko" ist plötzlich wieder alles anders. Es wird still, ganz still. Einzelne Gitarren, die an den amerikanischen Postcore der 90er-Jahre erinnern, vermitteln eine Zärtlichkeit, eine Ruhe, die nach all dem Sturm fast ungehörig wirkt. Der Beat kommt später, wird lauter, der Song pathetischer.
Auch im weiteren Verlauf zeigt sich, dass Bloc Party nach wie vor Meister der Dramaturgie sind. Bei allen Spielereien verlieren die Briten das große Ganze nicht aus dem Blick. Natürlich, man mag monieren, dass bei allem Variantenreichtum die Idee des Songs an sich bisweilen etwas aus dem Blick gerät, dass es schwierig ist, die einzelnen Stücke als antizipierbar zu erleben. Das System scheint dem der elektronischen Musik näher zu sein als der eigenen Biografie, aber das geht schon in Ordnung: Denn der Klang stimmt, und eine Atmosphäre wie in "Signs", die muss man erst mal hinkriegen. Dass plötzlich ein Song "Better Than Heaven" völlig glaubhaft Richtung New Romantic ausschlägt, ebenfalls.