Die Gelegenheit ist günstig: Black Sabbath - in Form von Tony Iommi, Ronnie James Dio, Geezer Butler und Vinny Appice - bringen unter dem Banner Heaven & Hell demnächst ein Studioalbum raus. Parallel dazu gießt Drummer Bill Ward Öl ins Spekulationsfeuer um eine mögliche Reunion mit Ozzy Osbourne. Also raus damit, aber schnell: "Paranoid" ist die erste "Deluxe Edition" aus dem Katalog der britischen Legenden. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Allerdings war es nicht die erste Sabbath-Platte, sondern die zweite. Die Wiederveröffentlichungsstrategen nehmen sich auf Anhieb den Meilenstein zur Brust, der - so verrät das schön aufgemachte Booklet - just an dem Tag erschien, an welchem Jimi Hendrix verstarb. Eigentlich sollte das Album "War Pigs" heißen. Da gab es allerdings den Vietnamkrieg, Kontroversen wollten verhindert werden, also wurde die Umbenennung beschlossen.
Es sorgte ohnehin für ordentlich Aufsehen. Aus Birmingham drangen schwere Töne. Die bunte Farbenfamilie baute hier kein Häuschen. Dazu die Kriegsthematik, die bedrohlichen Klauen des Dunklen und der Drogen. "Iron Man" und "War Pigs" sind bis heute Steine, die zu schwer sind, als dass sie jemand aus dem Weg der Rockhistorie schaffen könnte. Zusammen mit dem Titeltrack, der zu einem musikalischen Allgemeingut wurde, vor welchem selbst Cindy & Bert nicht zurückschreckten - amüsant bis heute: "Der Hund von Baskerville" - enthielt "Paranoid" drei Nummern, die Maßstäbe setzten. Wer will, darf gerne noch "Fairies Wear Boots" hinzufügen.
Als "Deluxe Edition" wird dieser Koloss nun wiederveröffentlicht, was heißt: in dreifacher Ausführung. Zwei CDs und eine DVD finden sich in der edlen Verpackung. Letztere enthält den Quadrophonie-Mix von 1974, mit Bildmaterial verfeinert. Keine Offenbarung, aber für Freunde des Raumklanges sicher interessant. Dann gibt es natürlich das Original, in amtlicher Tonqualität, und schließlich alle Nummern in unbekannter Form. Einige liegen mit alternativem Text vor, andere in einer Instrumentalversion. Ebenfalls in Ordnung, aber unveröffentlichte Songs, aufpolierte Live-Stücke, das wäre schon fein gewesen. So bleibt die Feststellung, dass "Paranoid" essenziell ist, selbst für Leute, die Heavy Metal nur an der Peripherie ihrer Plattensammlung ansiedeln. Die Notwendigkeit dieser "Deluxe Edition" hingegen bleibt auf Fankreise beschränkt.