Way to Normal

Folds war sicher nie ein "politischer" Künstler im engeren Sinn, äußerte sich zuletzt aber doch nachdenklich bis kritisch und deutlich zu Phänomenen der amerikanischen Gesellschaft wie etwa der politischen Vereinnahmung der christlichen Religion. Zum Vergleich: Auf "Way To Normal" reicht es nur zu einigen satirischen Spitzen gegen neureiche Snobs. Auch musikalisch kehrt Folds bis zu einem gewissen Grad zur Unschuld früherer, sogar ganz früher Tage zurück. Unerbittlich ins Piano gehämmerte Highspeed-Popsongs wie "Dr. Yang", "Brainwascht" und "Bitch Went Nuts" erinnern an Folds' Anfänge in den 90er-Jahren.

Letzterer ist mit seiner expliziten Schilderung der Gräueltaten, die die "verrückt gewordene Dame" am Eigentum von Folds' Gesangs-Alter-Ego verübt, sogar fast schon ein wenig infantil. Dass all dies trotzdem bestens funktioniert, liegt an seinem seit jeher untrüglichem Gespür für ausgefuchste Pop-Melodien. Und dem richtigen Grad an lyrischer Sensibilität. Beides kommt beim Song "Cologne" voll zum Tragen. Dieser beginnt mit einem einfachen Piano-Vorspiel, wird dann zur Herz-Trennungsschmerz-Ballade, um schließlich als voll orchestrierte Alles-wird-wieder-gut-Hymne zu enden.

Insofern ist auf "Way To Normal" tatsächlich alles wieder gut, obwohl Folds niemals richtig schlecht war. Aber ein breites schelmisches Grinsen beziehungsweise das lachende und weinende Auge des Clowns stehen ihm doch immer noch am besten zu Gesicht.