Backyard Babies

Nun hat das neue, sechste Studioalbum der Schweden keinen Titel, und so was schreit ja förmlich nach Zäsur. Also alles über Brd werfen und sich auf das besinnen, was wichtig ist? Sagen wir mal so: Die Backyard Babies können es noch, wenn auch nicht auf ganzer Strecke. Zwischen Mötley Crue, Guns'n'Roses, Alice Cooper und Ramones dürfen sich die Babies wieder einreihen, und zwar wegen ihres Könnens - und nicht nur durch bloßes Fresse-Aufreißen.

Der Einstiegskracher "Fuck Off And Die" ist grandios, ein Opener wie er besser nicht sein kann. Leicht zurückhaltend krallt er sich in dein Genick, schwadroniert um das atomgenaue Rhythmusfundament von AC/DC herum, ohne dabei auf kleine Tempowechsel zu verzichten. Die Riffs passen, der Mehrgesang funzt, und die Gitarrensoli lassen kleine Körperhärchen lotrecht Spalier stehen. So geil kann es wahrscheinlich songtechnisch nicht noch mal werden, doch das Coole-Sau-Quartett gibt sich redlich Mühe. "Degenerated" ist arschgeiler Stadionrock, doch das folgende "Come Undone" beschwört schon wieder dieses lähmende 80er-Jahre-Landschulheim-Rockdisko-Feeling herauf. Man weiß halt irgendwie schon vorher, was passiert. Das ist bei der fiesen Halbballade "Abandon" nicht anders, aber dann kommt wieder so ein überdurchschnittlich gutes Rockbrett namens "Voodoo Live Bow". So geht es hin und her, die guten Songs wiegen die schlechten auf und umgekehrt. Zum Schluss regiert das Unentschieden.

Wir machen unsere Feuerzeuge an und nehmen uns alle bei der obligatorischen Abschluss-Ballade "Saved By The Bell" in den Arm und freuen uns, dass die Flamme der Leidenschaft bei den Backyard Babies wenigstens wieder stellenweise ungebremst in den Rock'n'Roll-Himmel schießt.