Poppiger Metal, das hat einen paradoxen Beigeschmack. Ach, viel mehr, schlimm hört sich das doch an. Und es kommt noch dicker: All Ends werden von gleich zwei attraktiven Damen am Gesang angeführt. Blast das Horn, jagt die Kritiken raus. Nein, halt. Besser ist es, erst einmal die Scheuklappen abzusetzen und genau hinzuhören. Das Debüt dieser schwedischen Truppe mag seine Fehlerchen haben. Wenn Tage nach dem erwähnten Hinhören die Songs beim Kochen noch gesummt werden, muss jedoch konstatiert werden: Irgendwas haben All Ends auch richtig gemacht. ~ Alexander Diehl (teleschau) aufklappen »
Was die Gemüter der Heavy-Metal-Nation ebenfalls besänftigen dürfte: Björn Gelotte und Jesper Strömblad stehen mit auf der Songwriter-Liste. Und eine der beiden Frontfrauen trägt ebenfalls den Namen Gelotte. Die beiden Herren sind Mitglieder der allseits beliebten und ungleich härteren In Flames, Emma ist die Schwester des Björn, und überhaupt: Dort oben in Göteborg sind sie alle eine Familie. Alle machen Rockmusik, wer schreit denn da, wenn nach dem großen Durchbruch geschielt wird?
Es gibt nichts zu schreien. Ordentlich vorbereitet durch die EP "Wasting Life" werden 15 Songs vereint, die von Beziehungen handeln und zu einem Großteil mit den Radiostationen anbändeln könnten. Keine Metal-Röhren, keine Operndiven, schlicht ordentliche Sängerinnen bilden die Doppelspitze. Tiefergelegte Riffs und kompakte Refrains werden gekonnt zusammengebastelt, abgerundet wird "All Ends" durch die Produktion von Chris Wolff (Rage, Oomph!). Ob Hymne ("Close My Eyes") oder Evanescence-verdächtige Ballade ("Just A Friend"), die Zusammensetzung wird eine breite Masse erfreuen. Die kann sich übrigens gleich auf zwei Tourneen von den Live-Qualitäten der neuen Hoffnung überzeugen: Ab November werden All Ends mit Oomph! unterwegs sein, bereits Anfang des nächsten Jahres begleiten sie Edguy.