Martin Kilger

Akuma exklusiv: Martin Kilger im Interview


"...ich möchte für Vielfalt und nicht für Einfalt stehen."

Aktueller Artikel im akuma.de Magazin zu Martin Kilger
» Übersicht von Martin Kilger anzeigen

Akuma exklusiv: Martin Kilger im Interview

"...ich möchte für Vielfalt und nicht für Einfalt stehen."

23.02.2010 Martin Kilger mag beim ersten Hören nicht jedem geläufig zu sein, doch der Musiker ist längst kein unbeschriebenes Blatt mehr in der Musiklandschaft. Als echter Tausendsassa erweist sich der junge Künstler, der nicht nur Schlagzeug, Klavier und Gesang beherrscht, sondern ebenfalls ausgebildeter Regisseur ist. Als solcher zeigt er sich unter anderem für mehrere Musikvideos von Xavier Naidoo verantwortlich als auch seines eigenen Videos zum Song "Glückstag".

Zurzeit spielt Martin Kilger noch Konzerte in Deutschland und kündigte bereits "mutig" sein drittes Album für Herbst 2010 an. Akuma traf den symphatischen Künstler in Hamburg und sprach mit ihm über verflossene Liebschaften, das Musikgeschäft und natürlich sein aktuelles Album "Wofür ich steh".

Akuma: Martin kannst du für alle die Dich vielleicht noch nicht kennen ein wenig von Dir erzählen. Was machst Du für Musik, seit wann machst Du Musik und wie bist Du dazu gekommen?

Martin Kilger: Klar, ich mache deutsche Popmusik/Singer-Songwriter und die Texte sind dabei mindestens soviel wert und auch so wichtig wie die Musik selbst. Musik mache ich seit ich sechs Jahre alt bin. Mit Schlagzeug habe ich angefangen, später dann Klavier gelernt und dann mit 14 Jahren angefangen zu singen. Mit dem Komponieren von eigenen Songs habe ich auch relativ früh begonnen.

Akuma: Auf Deinem Album "Wofür ich steh" sind ganze 15 Songs zu hören. Das sind im Grunde genommen ja schon 1 ½ Alben. Wieso gleich 15 Titel auf einem Album?

Martin Kilger: Also ich hatte sogar noch wesentlich mehr Songs fertig. (lächelt) Wir haben so lange darauf warten müssen, bis dieses Album endlich rauskommen konnte, dass ich mehr oder weniger gesagt hab 'wenn die Fans schon so lang warten mussten, dann sollen sie auch mehr kriegen'. Da konnte ich mich mit den 15 Titeln durchsetzen.

Akuma: Können wir den Album-Titel wörtlich nehmen? Wofür stehst Du denn?

Martin Kilger: Das Album steht als erstes für Vielfalt, denn es gibt viele verschiedene Stimmungen und Musikstile, die am Ende eben für das stehen, was ich ausdrücken will. Ich habe natürlich eine Vergangenheit, auch musikalisch. Unter anderem habe in einer Reggae Band, in einer Rockband und in einer Pop-Band gespielt. Dann habe ich auch lange bei den Söhnen Mannheims gespielt und das fließt eben alles mit in meine Musik und dafür stehe ich letztendlich auch. Ich möchte für Vielfalt und nicht für Einfalt stehen.

Akuma: Der Song "Ja Ja" ist etwas undurchsichtig. Geht es um eine verflossene Liebschaft, die Du nicht gerade charmant besingst?

Martin Kilger: Ja, um eine verlossene Liebschaft mit einer Plattenfirma. (lacht)

Akuma: Verstehe, was hält denn die "Ex-Plattenfirma" vom Song?

Martin Kilger: Die hält davon glaube ich nicht viel, hat's vielleicht auch nicht einmal gehört und wenn sie es gehört hat, dann hat sie's nicht verstanden. (lacht)

Akuma: Insgesamt sind Deine Songs sehr emotional. Bist du immer so offen oder gibt es Themen, die Dir dann doch zu privat sind?

Martin Kilger: Nö, gibt es nicht. Ich stehe beispielsweise auch auf Filme, die viel emotionalen Content haben und genauso ist es doch auch in der Musik schön über Dinge zu reden, die intim sind. Ob das autobiographisch ist oder nicht sei mal dahingestellt. (lächelt)

Akuma: Bist Du der Meinung, dass Künstler/Musiker im Grunde ständig Probleme und Liebeskummer haben müssten, um kreativ sein und gute Songs schreiben zu können? Wie ist das bei Dir?

Martin Kilger: Nein, das denke ich eigentlich nicht. Den Song "Glückstag" habe ich sogar geschrieben, als ich in einer extrem besch*ssenen Situation war. Da hatte ich gerade meine alte Firma aufgegeben und eine ganz schlechte Woche. Da hab ich einfach geschrieben, was mir gerade in den Sinn gekommen ist. Obwohl - vieleicht war gerade der Zustand der schlechten Stimmung ein Impuls dafür, etwas Gutes oder Positives schreiben zu wollen. Manchmal ist es aber auch ziemlich mechanisch, dann setz ich mich hin 'okay - ich will jetzt einen Song schreiben, worum geht's ?' und dann schreibe ich los... (lächelt)

Akuma: Und das funktioniert auf Knopfdruck?

Martin Kilger: Ja aber man muß sich natürlich immer in eine extreme Stimmung versetzen, das ist klar.

Akuma: Im Song "Weinen" singt Xavier Naidoo mit. Wie steht Ihr zueinander? Seid Ihr befreundet oder ist es eher ein beruflich/professionelles Miteinander?

Martin Kilger: Wir kennen uns ja schon lange. Ich würde sagen, dass wir ein auf Gegenseitigkeit beruhendes und respektvolles Arbeitsverhältnis haben als eine Freunschaft. Bei Franky ist das anders...

Akuma: Welcher Franky?

Martin Kilger: Franky Ziegler, der den Song "Weinen" ursprünglich auf der Single gesungen hat. Mit Franky ist es wirklich mehr Freunschaft und mit Xavier ein respektvolles Miteinander. Klar, wir verstehen uns auch gut. Wir waren auch erst für einen Videodreh wieder gemeinsam zwei Wochen in Südafrika und wenn man da nicht gut miteinander auskommt, dann kann man keine guten Videos drehen.

Akuma: Du sprichst in Deiner Musik auch von Stolz und Tränen. Gab es je Momente in denen Dir Dein Stolz oder Gefühle im Wege standen?

Martin Kilger: Sprichst Du den Song "Ich hab's getan" an? (lächelt)

Akuma: So ist es...

Martin Kilger: Also ich denke nicht, dass mir mein Stolz im Weg steht, sondern ich bin eher bereit Umwege zu gehen, um an mein Ziel zu kommen. Ich hab keine Lust Kompromisse einzugehen. Mir ist ganz wichtig, dass bei meinen Fans zu 100% das ankommt, was ich sagen will.

Akuma: Also ist Dir wichtig authentisch zu sein?

Martin Kilger: Genau. Mir ist eben nicht wichtig, ob das jetzt eine Plattenfirma toll findet oder nicht und dann dafür vielleicht 20.000 Euro mehr ausgibt. Das ist Quatsch. Außerdem mache ich das inzwischen eh selbst, weil ich ein eigenes Label gegründet habe unter dem das Album "Wofür ich steh" auch veröffentlicht wurde. Und das ist schön. (lächelt)

Akuma: Ist das eigene Label die Quintessenz Deiner schlechten Erfahrungen, dass Du nun alles in Eigenregie machst?

Martin Kilger: Richtig. 'Setz meinen Plattendeal auf, das wird ein Megahit'... (lacht)

Akuma: "Blut geleckt" erinnert ein wenig an Selig ("Wenn ich wollte") ist das Zufall oder gibt es da Berührungspunkte?

Martin Kilger: Ja, also erstens hab ich die ersten beiden Platten von Selig damals wahnsinnig viel gehört. Die waren für mich wirklich der Oberhammer. Stimmlich habe ich erstmal versucht das ein wenig nachzuahmen, um zu gucken wie macht der Plewka [Sänger von Selig] das. Der singt ja auch ein bischen wie Rio Reiser und dieser Style gefällt mir eben extrem gut. Das hat auf jeden Fall auch eine große Rolle gespielt bei der Entwicklung meiner eigenen Stimme.

Akuma: Freust Du Dich denn über Vergleiche mit Plewka und Grönemeyer oder ist eher das Gegenteil der Fall?

Martin Kilger: Also mit Jan Plewka werde ich lieber verglichen als mit Herbert Grönemeyer. (lächelt) Es passiert allerdings öfter, dass ich mit Herbert Grönemeyer verglichen werde, den ich aber auch tierisch gut finde. Vor allem textlich. Prinzipiell stört mich das überhaupt nicht. Im Gegenteil, das ist doch eine riesen Ehre in einem Atemzug mit diesen Namen genannt zu werden.

Akuma: Was empfindest Du als besonders unangenehm am Job des Musikers und was besonders schön?

Martin Kilger: Hmm...

Akuma: Graut Dir vielleicht vor Interviews, Fotoshootings...

Martin Kilger: Nee, das mag ich alles eigentlich sehr gern. Also alles, was mich als Künstler weiterbringt mache ich gern und dafür nehme ich mir auch Zeit. Was mich stört ist, dass das Musikgeschäft so klein ist. Jeder kennt jeden und es herrschen gewisse Regeln die mir aufstoßen.

Akuma: Kannst Du genauer werden?

Martin Kilger: Naja, sogenannte Barter-Deals. Sprich so Sachen wie 'wenn Du mir das gibst, dann kriegst Du eine Rotation' oder 'wir spielen Euch erst dann auf Viva wenn ihr in den Top 20 seid' also auch im Radio und andersherum. Das sind Sachen die mich sehr nerven. Es ist einfach schlimm, dass das wie ein schlechter Beigeschmack zur Musikbranche gehört. Ich würde mich nie im Musikgeschäft aufhalten, wenn mir die Musik nicht soviel bedeuten würde. Denn das Geschäft selbst ist echt ekelhaft. Je besser man es allerdings versteht, desto besser kann man damit auch arbeiten.

Akuma: Du hast am 02. Feb. auch teilgenommen bei "Ein Lied für Haiti". Ist es Dir ein Anliegen mit Deiner Musik auch "Gutes" zu tun? In Deinem MySpace Profil steht z.B. auch "ich will Dir nur Gutes"...

Martin Kilger: Ja, auf jeden Fall. Manche meiner Texte handeln ja auch davon, dass ich etwas unzufrieden mit der Situation unserer Gesellschaft bin und mit unserer Einstellung von Mensch zu Mensch und den Umgang miteinander. Sowohl im privaten als auch übergreifend auf andere Bereiche. Natürlich finde ich Krieg und Waffen sche*ße, das kann man auch ruhig so sagen. In meinem Song "Weinen" geht's auch darum, dass ich etwas unzufrieden bin. Letztendlich bin ich aber immer ein positiv eingestellter Mensch. Wir müssen mit der Musik etwas bewegen, auch wenn wir "ahnungslose" Musiker sind und vielleicht nicht viel Wissen haben. Was nicht heissen soll, dass ich ein unwissender Mensch bin (lacht). Aber wir müssen mit unserer Kreativität auf jeden Fall etwas bewegen. In Köln bei "Ein Lied für Haiti" war es wirklich schön, dass so viele Musiker zusammen für den guten Zweck gefeiert haben und jeder sicher danach noch mehr nachgedacht und den ein oder anderen aufgeweckt hat. Sowas finde ich schon sehr wichtig, ja.

Akuma: Was dürfen Deine Fans in nächster Zeit von Dir erwarten?

Martin Kilger: Ja, also ich spiele jetzt noch vier Konzerte. Es gibt da aber vielleicht noch eine Überraschnung mit einem größeren Support den ich spielen kann, vielleicht... (lächelt). Außerdem partizipiere ich am "Gänge Allstars Projekt" im Knust, das auch für einen guten Zweck steht. Im Herbst nehme ich dann mein drittes Album auf.

Akuma: Das ging ja schnell...

Martin Kilger: Ja, die Songs sind soweit geschrieben, es wird im Herbst produziert und ich kündige es hier mal ganz mutig an. (lächelt)

Akuma: Werden es wieder 15 Songs, also 1 ½ Alben?

Martin Kilger: Nein, das glaube ich nicht. Ich möchte jetzt einfach am Ball bleiben, muß nun nicht mehr so lange warten. Jetzt bin ich freier und kann selber entscheiden, wann das Album rauskommt. Das heisst, ich muss es eigentlich nur noch fertig machen. (lächelt)

Akuma: Martin, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Dir viel Erfolg mit "Wofür ich steh" und weiterhin alles Gute. ~ Katina Kampardina (akuma)


Interviews, Stories, Meldungen und CD-Kritiken zu Martin Kilger

Akuma exklusiv: Martin Kilger im Interview

"...ich möchte für Vielfalt und nicht für Einfalt stehen."

Martin Kilger mag beim ersten Hören nicht jedem geläufig zu sein, doch der Musiker ist längst kein unbeschriebenes Blatt mehr in der Musiklandschaft. Als echter Tausendsassa erweist sich der junge Künstler, der nicht nur Schlagzeug, Klavier und Gesang beherrscht, sondern ebenfalls ausgebildeter Regisseur ist. Als solcher zeigt er sich unter anderem für mehrere Musikvideos von Xavier Naidoo verantwortlich als auch seines eigenen Videos zum Song "Glückstag".

Zurzeit spielt... mehr »