Es ist immer schön, wenn Menschen sich mit sich selbst beschäftigen können. James Mercer beispielsweise. Der ist sich selbst ein völlig genügender Duettpartner. Er fertigt sogar ausgetüftelte Satzgesänge an, in denen er jeden Teil selbst übernimmt. Die ausgefuchsten Vokalharmonien machen "Broken Bells", das Debüt des gleichnamigen Duos, zu etwas ganz Besonderem. Jedoch gilt bei dem aus Mercer, früher bei den US-Indierockern The Shins angestellt, und Brian Burton, besser bekannt als Danger Mouse (ehemals Gnarls Barkley). bestehenden Zweier: Hier wurde bei allem nachgedacht, bei Gesang ebenso wie bei Instrumentierung und Melodieführung. Kombiniert mit einer Spielfreude, die zumindest bei Danger Mouse nie so durchschien, ist das Garant für ein ziemlich großartiges Album. ~ Jochen Overbeck (teleschau) aufklappen »
Es ist schon bemerkenswert, wie viel Mercer und Burton in die Songs packten. Mercer wechselt auch in fachfremdes Gebiet, verlässt die ihm ja irgendwie vertrauten Powerpop-Schemata zugunsten Kopfgesang und Funkvocals, denen man ja eine größere Passgenauigkeit zu Burtons Kerngebieten unterstellen darf. Der jedoch baut dazu auf seinem Instrumentenpark eine Landschaft auf, die ohne jede Eckpfeiler auskommt, auch ohne die von Gnarls Barkley altbekannten, und sich schlichtweg da bedient, wo sie eben möchte. Westcoast-Psychedelic im Sinne der Doors oder den ganz frühen Jefferson Airplane? Unbedingt! Süßlicher Country-Folk? Ja! Extrem rhythmisierter und völlig zeitgemäßer Pop? Auch! Und, äh, Soul? Vor allem! All das wird von dem Multiinstrumentalisten Burton nicht nur verwendet, sondern auch verdichtet und oft genug durch alle möglichen Effektmaschinen gejagt.
Dass man da nicht rasch übersättigt, ist verblüffend. Doch Songs wie das kleine "Trap Doors" zeigen, dass aus all dem Tand eben immer noch Melodien herauskommen, die von einer gewissen Einfachheit, von einer gewissen Klarheit leben und auf Albumlänge durchaus Verbindungen miteinander eingehen. Denn auch wenn die Songs wild in verschiedene Richtungen einschlagen, wenn etwa "Mongrel Heart" plötzlich auf einem stoischen Wave-Bass reitet, sich aber irgendwann in so eine Art Cembalo-Mariachi-Walzer wandelt, passt doch alles am Ende immer zusammen. Nach einem Duo klingt es allerdings nicht sehr oft.