Indie-Pop aus Belgien? Da denkt man wohl zuerst immer noch an dEUS. Wo jene aber kreative Feingeistigkeiten mit elektronisch-verzierter Cleverness in den Pop drücken, konzentrieren sich ihre Landsmänner Absynthe Minded einfach auf gute Songs. Das nun vorliegende, selbstbetitelte Album ist indes schon ihr viertes, dahinter liegen unzählige Clubgigs im Heimatland, die Ehre des besten Songs des Jahres ("My Heroics, Part One", auch auf dieser Platte vertreten) vom einem hippen Brüsseler Radiosender und eine Tour mit bereits genannten dEUS. Mit "Absynthe Minded" soll es, könnte es nun auch in Deutschland mit solchen Erfolgen klappen. ~ Klaas Tigchelaar (teleschau) aufklappen »
Denn schon direkt mit dem Opener "Envoi" (für den Sänger und Gitarrist Bert Ostyn den Text des gleichnamigen Gedichts von Hugo Claus ins Englische übersetzt hat) installieren die fünf Herren einen leichtgewichtigen Ohrwurm, der locker in den sonnigen Herbst hineinschwingt. Doch Absynthe Minded sind keine eitle Designerware, sondern zielstrebige Musiker, denen Gypsy-Swing, Indie-Rock, Folk und wegweisende Jazz-Standards von Django Reinhardt oder Miles Davis in den Knochen stecken. Ihr Sound dagegen ist purer Pop, mit gewissem musikalischem Anspruch.
Geigen, Klaviere und ein geschickt verschleppter Kontrabass lauern hier immer in irgendeiner Ecke, die Einflüsse einer Heimatstadt wie Gent scheinen kreativ zu machen. Aufgenommen wurde mit Jean Lamoot (Noir Désir, Girls In Hawaii) in Paris, wo sich die Band bei aller Eingängigkeit zwischen verspieltem Jazz, getragenem Varieté-Sound und aggressiverem Indie-Pop fallen ließ und ein großartiges Album fertigstellte. Auch davor waren sie vielleicht schon reif für die weltweite Anerkennung, aber mit "Absynthe Minded" sei ihnen der Durchbruch endgültig gegönnt. Ein weiteres aufregendes Pop-Statement aus dem kleinen Nachbarland.
Absynthe Minded auf Deutschland-Tournee
10.11., Berlin, Frannz Club
12.11., Köln, Luxor
13.11., München, Backstage